Verlassene Orte

Die ersten Zeichnungen »Verlassene Orte« entstanden ca. 2003 bei dem Versuch, »ein Saftbild zu zeichnen«.

Der Langsamkeit des Fließens bei den Saftbildern entspricht das langsame schraffierende Zeichnen Strich für Strich. Und auch die übereinander gezeichneten, unterschiedlich farbigen Strichlagen haben eine Entsprechung in den Entstehungsphasen der Saftbilder. Auch die Zeitintensität des Prozesses mit 15 bis 25 Stunden pro Bild entspricht den Saftbildern.
Im Ergebnis sind aber keine »gezeichneten Saftbilder« daraus entstanden, sondern etwas Neues, Eigenständiges. – Und das macht oft den kleinen aber feinen Unterschied in der künstlerischen Arbeitsweise: es geht nicht darum, sich ein Bild im Kopf zu machen und es dann aufs Papier zu bringen, sondern die Eigendynamik des Prozesse zu akzeptieren und in das Werden des Bildes einfließen zu lassen.Dazu gehörte in diesem Fall, das Ergebnis nicht irgendwie in Richtung Saftbild »zu quälen«, sondern in der sich »natürlich« ergebenden »Wolkigkeit« des Zeichnens den »Himmel« über einer Landschaft zu erkennen … und diese Wahrnehmung dann behutsam durch eine »vom Verstand gesetzte« Kontur am unteren Bildrand zu verstärken, so dass sich eine Horizontlinie bildet. Es sind letztendlich Landschaften oder Orte entstanden, an denen »Nichts« ist.
Dieses »Nichts« passt zu dem Prozess des langsamen, ruhigen Zeichnens, in dem diese Bilder entstanden sind; dass dieser auch meditative Aspekte hat, erschließt sich vermutlich ohne langes Erklären. Und so verbindet sich mit dem Titel dieser Bilder »Verlassenen Orte« auch nichts Melancholisches, sondern eher eine Sehnsucht nach In-sich-Ruhen, Stille und Leere im meditativen Sinne.In diesem Prozess ist also aus dem ursprünglichen Bemühen, auf anderem Wege Gleiches zu erzeugen, nun auf einmal zum »Erdigen«, Kraftvollen der Saftbilder ein Gegenstück entstanden: der »Himmel«, das Ätherische, die Unendlichkeit – und beide gehören zusammen, keines kann ohne das andere sein.

Textauszug aus der Einführung von Jürgen Hans zur Ausstellung »Himmel und Erde«, 2004 im Kunstraum Benther Berg

Farbstiftzeichnungen:  »Stiller Ort«, Farbstiftzeichnung, 30 x 30 cm, 2006, »Verlassener Ort«, Farbstiftzeichnung, 36 x 36 cm, 2005

Stiller Ort, 2006    Verlassener Ort, 2005

In den letzten Monaten sind Zeichnungen im Format 30×30 entstanden, in denen wieder Menschen auftauchen. Diese menschlichen Figuren sind nach Fotos konkret existierender Personen gestaltet. Titel der Arbeiten der Reihenfolge nach: »In der Wüste (Kavir) 1,2,3,4«; »Ortstermin«, »Tänzerin« und »Mondwerfer«.

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